Heute habe ich wieder mal ein superleckeres Rezept für meine Blog-Besucher. Ihr braucht dafür unter anderem Mehl, Mehrfruchtfüllung, Trennmittel E 341, Sprüheiweiß und Säureregulator E 330 – und fertig sind die Krapfen (bzw. Berliner oder Pfannkuchen). Hört sich lecker an, oder?
Nein, tut es natürlich nicht. Und nein, ich habe in Wahrheit natürlich auch kein Rezept auf Lager, das solch seltsame Backzutaten enthält.
Aber diese Zutatenliste eines Herstellers von TK-Backwaren zeigt durchaus anschaulich, worum es mir in diesem Blogpost (und mit meinem Backblog im Allgemeinen) geht: Nämlich darum, warum es gut und wichtig ist, sein Essen so oft wie möglich selbst zu kochen und zu backen, am besten mit saisonalen und regionalen Lebensmitteln. Auch ich falle immer mal wieder auf den leckeren Duft von Frischgebackenem herein, den die vielen Backshops, SB-Bäckereien und Filialen von Großbäckern in Einkaufsstraßen verbreiten – und das, obwohl sie kaum noch selbst backen, sondern höchstens Teiglinge aufbacken. Sogar in vielen normalen „Handwerksbäckereien“ gibt es mittlerweile 10-Liter-Kübel Tortencreme und vorgegarte Brezen. Anlass genug also für eine (subjektive) Liste der 10 Gründe, warum sich Selberbacken lohnt. Mir geht es nicht darum, Bäcker per se schlecht zu machen – im Gegenteil. Nur gibt es leider von Jahr zu Jahr weniger Bäckereien, die diesen Titel noch verdienen; auch, weil bei vielen Menschen allzu oft „Geiz ist geil“ gilt. [Das war jetzt mein Wort zum Mittwoch.]
Wenn ich selbst backe, kenne ich die Zuaten – und kann mich trotzdem überraschen lassen
1. Wenn ich selber backe, weiß ich, was im Kuchen, im Keks, im Brownie oder Brot drinsteckt. Und das sind mit Sicherheit keine Emulgatoren, Mehlbehandlungsmittel oder Verdickungsmittel.
2. Ich bin bei der Namensfindung zwar leider nicht ganz so kreativ wie Ruth Moschner, die ihre Backwerke in „Backen für Angeber“ unter anderem „Kalter Köther“ und „Feige Nuss“ getauft hat. Aber lieber esse ich meinen namenslosen Kirschkuchen mit Mohn und Streuseln, als dass ich bei Angeboten namens „Sugarbabes Muffin Mrs. crumbleberry“ zulange.
3. Wer seine Brötchen und süßen Teilchen öfter mal selbst macht, statt sie immer fertig zu kaufen, spart auf die Dauer wirklich Geld. Ein Streuseltaler etwa kostet meines Wissens im Moment etwa 1,30 bis 1,80 Euro. Für die Backshops wird der vorgebackene Teigling im Internet für um die 70 Cent angeboten.
4. Apropos Johannisbeer-Streuseltaler. Ja, ich esse den (leider) auch manchmal gerne. Aber eigentlich kann ich ihn nicht mehr sehen. Streuselschnecken sind nämlich eines der Produkte, die in 90 Prozent aller Backshops, Tankstellen-Imbisse und Pseudo-Bäckereien verkauft werden. Egal, wohin man schaut – überall gibt es dieselben Backwerke mit denselben Namen und demselben Aussehen. Googelt mal „Mexiko-Twister“, „Schoko-Vanille-Hörnchen“ oder „Flammende Herzen“. Na, wie oft habt ihr die schon gesehen, vielleicht auch beim Bäcker um die Ecke?
5. Gut, beim Kuchenbacken oder Brotbacken geht manchmal einiges schief. Es kostet Zeit, teils auch Nerven. Trotzdem ist das Ergebnis fast immer lecker – und schmeckt jedesmal ein bisschen anders. Mal sind die Brötchen etwas knuspriger, mal weicher, mal werden die Plätzchen mürber, mal saftiger. Anders als standardisierte Fertigprodukte kann mich mein eigenes Gebäck noch überraschen.
6. Als Journalistin bin ich ziemlich empfindlich gegenüber Wortvergewaltigungen. Wenn ich SB-Bäckereien und Aufback-Stellen in Discountern meide, muss ich mich nicht über Begriffe bzw. Deppen-Apostrophen wie „handgeschlungene Wies´nbrezn mit Knoten“ oder „Snack´s“ ärgern. Aua.
7. Meistens verwende ich deutlich weniger Zucker, als in Rezepten angegeben ist. Wenn ich selber Rezepte entwickle, kann ich experimentieren, statt Weizenmehl mal Vollkornmehl benutzen, statt Butter mal Joghurt mit Gries oder Apfelmus, die Cookies mal mit mehr Schokostückchen, mal mit weniger backen. Wer alles fertig kauft, muss nehmen, was da ist. So einfach ist das.
8. Wer für Freunde, Kollegen und Bekannte macht, wird mit Lob und freudigen Gesichtern belohnt. Backen ist nicht einfach Zutaten-Vermischen. In meinem Gebäck steckt immer auch Liebe und Zuneigung, mal mehr, mal weniger, aber immer ehrlich gemeint. Beim Kuchen von Industriebäckereien, die mit Sprüchen wie „Mit Liebe gefertigt“ werben, wäre ich mir da nicht so sicher.
9. Ein Rezept herauszusuchen, die Zutaten einzukaufen, den Teig herzustellen, das fertige Gebäck zu verzieren braucht Muse und Zeit. Während ich Snacks und Süßes aus Backshops meist herunterschlinge und hinterher ein seltsames Gefühl im Magen habe, genieße ich Selbstgebackenes bewusster.
10. Bislang habe ich vor allem eher sachliche Gründe vorgebracht, die fürs Selberbacken sprechen. Aber dieser Backblog hat seinen Namen ja nicht umsonst bekommen. Und deswegen last, but not least, der wichtigste Grund: Backen macht einfach glücklich!
Wie seht ihr das Ganze? Ich bin gespannt auf eure Kommentare, Ergänzungen und Kritik. Wer sich selber noch ein bisschen informieren mag, kann ja mal nach „TK-Backwaren“, „Backshop“ oder ähnlichem googeln und auf die Webseiten der einzelnen Unternehmen klicken.