Thermomix Testbericht

Vorab ein Geständnis: Bis vor einigen Monaten wusste ich ehrlich gesagt noch nicht einmal, was ein Thermomix überhaupt ist. Dann kam der neue Thermomix TM 5 auf den Markt. In der Bloggerszene wurde viel über den Küchenautomat gesprochen. Ich habe einige Berichte über den „Mythos“ gelesen, plötzlich sind mir auch spezielle Bücher voller Thermomix-Rezepte aufgefallen. Und meine Freundin Christine hat sich eines der nicht gerade günstigen Riesengeräte gekauft. Als ich erfahren habe, dass man sogar mit dem Thermomix backen kann (wie gesagt: ich hab ja keine Ahnung!), habe ich bei ihr gleich mal einen Gastbeitrag bestellt. Ich selbst bin bislang als Besitzerin einer normalen Küchenmaschine, meiner geliebten Kitchenaid-Artisan, nämlich durchaus zufrieden. Hier kommt also Christines Bericht – es handelt sich teils um einen Thermomix-Test, teils um den Bericht über eine eigenartige Liebe 😉

Neuer Thermomix TM5

Christines Gastbeitrag: Die Bekenntnisse einer Thermomix-Besitzerin

Backen macht mich nicht glücklich. Zumindest war das in der Vergangenheit so. Jetzt besitze ich den neuen Thermomix TM5 – und nun hat sich das Backen zumindest in eine annehmbare Beschäftigung für mich verwandelt. Als die Firma Vorwerk im September vergangenen Jahres den „TM5“ ohne Vorankündigung über Nacht auf den Markt brachte und den „TM31″ ablöste, haben zwar erst einmal viele geschimpft. Sie ließen sich aber nicht davon abhalten, einen neuen „Thermomix“ zu kaufen. So wie ich. Ich kenne die Maschine schon recht lange; genauer: seit ich Mutti bin, also seit fast sieben Jahren. Denn bei den Muttis war sie schon immer in aller Munde. Mittlerweile sprechen sogar die kinderlosen Akademikerpaare zwischen 28 und 35 Jahren in meinem Bekanntenkreis dauernd über den Thermomix. Woher bloß kommt diese Faszination?Mein Gefühl: Entweder man liebt den Thermomix oder man hasst ihn. Dazwischen, so mein Eindruck, gibt es kaum etwas. Nachdem ich einen Artikel für eine Tageszeitung geschrieben und vom Spitzenkoch über Familien bis Singles mehrere Interviews geführt hatte, stellte ich fest, dass das Hauptargument gegen den Thermomix der hohe Preis von derzeit 1109 Euro ist. Hier ist man schnell beim Thema Thermomix-Test und Thermomix-Vergleich. Denn der Thermomix ist natürlich längst nicht mehr das einzige Gerät, das die angepriesenen zwölf Funktionen von Kneten über Dampfgaren und Emulgieren bis Zerhacken vereint. Ganz neu ist zum Beispiel der Kitchenaid Artisan Cook Processor, außerdem gibt es u.a. den Cooking Chef KM096 von Kenwood und den Prep & Cook HP 5031 von Krups. Alle haben einen, sagen wir mal, stolzen Preis.

Warum habe ich mich dann also für den Thermomix als Küchenmaschine entschieden, wenn es andere auch noch gibt? Ich muss zugeben, ich bin jemand, der gerne den Rat und die Begeisterung von anderen annimmt und alle Thermomix-Besitzerinnen, inklusive meiner Schwiegermutter, die das Vorvorgängermodell TM 21 seit 19 Jahren besitzt, sind begeistert. Eine andere Küchenmaschine, die kochen kann, hat schlichtweg niemand, den ich kenne.
Ich habe auch nirgendwo einen direkten Küchenmaschinen-Vergleich zwischen kochenden Küchenmaschinen gefunden, der es mir leicht gemacht hätte, mich für eine andere zu entscheiden, also einen Praxistest, nicht nur die Gegenüberstellung von Fakten.

Küchenmaschinen-Test: Die Themen Lautstärke, Reinigung und Co

Eine Ausnahme ist die Stiftung Warentest. Sie hat 2010 19 Küchenmaschinen verglichen – allerdings im Äpfel/Birnen – Schema, da die meisten dieser Küchenmaschinen keine Kochfunktion hatten. Der Thermomix, das Vorgängermodell TM 31, schneidet dort mit der Note 3,2 ab (bei einer Spanne von 2,1 bis 3,8). Der Notenwert beim TM 31 schießt aufgrund der Note 4,7 in Punkto Lautstärke in die Höhe. Hier hat Vorwerk nachgebessert. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass der TM 5 deutlich leiser als der TM 31 ist. Natürlich kann man Nüsse auf Stufe zehn nicht mit 0 Dezibel hacken. Aber dieser Vorgang dauert schließlich nur einige Sekunden. Außerdem möchte ich euch zwei Fakten nicht vorenthalten: Im Stiftung Warentest Küchenmaschinen-Test ist von der aufwendigen Reinigung die Rede und dass die beste Maschine nur wenige Minuten zum Reinigen braucht. Beim Thermomix funktioniert es so: Wasser und Spüli rein, 20 Sekunden auf Stufe 5 laufen lassen und sie ist sauber beziehungsweise der hartnäckigste Dreck ist weg. Der einzige Minus-Punkt, den ich dem Thermomix geben kann, ist, dass ich ziemlich schlecht mit dem beigelieferten Spatel zurechtkomme. Ich bekomme Teig oder andere Massen nicht so gut ausgekratzt wie bei einer Rührschüssel. Mich stört, dass am Ende noch relativ viel am Mixmesser kleben bleibt.

Übrigens tat die relativ schlechte Note von Stiftung Warentext dem Thermomix-Boom keinen Abbruch – das bestätigen die Verkaufszahlen der Firma Vorwerk: Zwischen 1994 und 2007 setzte Vorwerk jährlich zwischen 30.000 und 50.000 Geräte ab. Ab 2008 stiegen die Zahlen sprunghaft an. 2013 wurden in Deutschland 198.000 Geräte der Serie TM31 verkauft.

Thermomix TM5 Testbericht

Der Zeitfaktor: Suppekochen und Kuchenbacken mit dem Küchenautomat

Was macht das Phänomen Thermomix für mich persönlich noch aus – neben den vielen Funktionen? Es ist die Zeitersparnis, die vielen, mich eingeschlossen, imponiert. Allerdings muss ich zugeben, dass ich zuvor außer einem Handrührgerät keine andere Küchenmaschine hatte. Rohkostsalat in Sekunden, die Suppe in Minuten. Nun ja, nicht ganz, sie braucht natürlich schon so lange wie im Kochtopf, allerdings muss ich nicht daneben stehen und ständig rühren, sondern kann schon mal die Küche aufräumen.

Genau mit dieser Zeitersparnis hat sich ein Zeitenforscher befasst. Karheinz Geißler, der seit 30 Jahren ohne Uhr lebt, bezeichnete den Thermomix in einem Artikel als „Held der Temposteigerung im Alltag“. In seinem Buch „Alles Espresso“ hat er einen ganzen Essay über den Thermomix verfasst. Für Geißler verkörpert das Gerät den postmodernen Geist des Multitasking und begünstigt eine hektische und umtriebige Atmosphäre. Essenszubereitung werde auf die „sachlich-rationelle Logik von Projektabwicklungen“ reduziert. Letztendlich, so Geißler, könne man die gewonnene wie auch die verlorene Zeit schmecken.

Die Kritik: Ist der Thermomix besonders geeignet für faule Menschen?

Neben dem Geschmacksverlust, den die Zeitersparnis mit sich bringt, bezeichnen Thermomix-Kritiker die Thermomix-Liebhaber sogar als „faul“. Als der TM5 im Herbst neu auf den Markt kam, geisterte ein Artikel der „Huffington Post“ durch die sozialen Netzwerke. In dem schreibt Autorin Lea Kosch: „Thermi mag der Traum für Faule sein. Für Menschen, die sich zu schade sind, den Knoblauch ganz klein zu hacken, Teig so lange zu kneten, bis die Fingerknochen schmerzen und Sahne mit dem Handrührer zu schlagen, weil sonst ihr Nagellack abblättert.“ Und weiter: „Thermi macht uns zu Sklaven unserer eigenen Bequemlichkeit“. Eines vergessen Lea Kosch und Karlheinz Geißler: Es gibt Menschen, die weder faul sind noch lackierte Fingernägel haben – sondern andere Interessen, für die sie ihre Zeit brauchen. So eine bin ich. Man muss kochen nicht lieben – aber man sollte sich einigermaßen gesund ernähren. Kochen ist notwendig, wenn man Familie hat. Und auch Backen kann man als Mutti nicht von der Agenda streichen. Man will dem Sohnemann zum fünften Geburtstag schließlich keinen Tiefkühlkuchen mit in den Kindergarten geben. Kochen und Backen gehört zum Alltag – ob man will oder nicht. Den Menschen, die nicht wollen, ist der Thermomix dabei eine große Hilfe – damit die ungeliebte Tätigkeit möglichst schnell und ohne viel Kraft vorbei geht.

Soweit meine Meinung zur Thermomix-Diskussion 🙂 In einem zweiten Gastpost möchte ich euch ein konkretes Rezept mit dem „TM5“ vorstellen. Etwas mit Prosecco und Hugo. Lasst Euch überraschen!

Christine

Sind Besitzer eines Thermomix (oder eines Geräts einer anderen Marke) unter euch – und wenn ja, welche Erfahrungen habt ihr beim Backen mit dem TM gemacht? Ist so ein Küchenautomat tatsächlich „nur für Faule“? Überflüssig? Oder eine große Hilfe? Ich bin gespannt auf eure Meinung!

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