
Für mich als Journalistin, Hobbybäckerin und Foodbloggerin sind es spannende Wochen. Obwohl der Print-Markt wieder bzw. noch stark kriselt, vor allem was Zeitungen, aber auch Zeitschriften angeht, sind nun innerhalb von nur wenigen Tagen drei neue Food-Magazine erschienen: Gruner+Jahr hat „Chefkoch“ als Ergänzung seines gleichnamigen Portals herausgebracht, Burda veröffentlichte (was für ein Zuuuuufall!) einen Tag zuvor „Das Kochrezept„, (ebenfalls ein Magazin zur eigenen Webseite); der Verlag Sonic Media kam den beiden Großen mit „foodies“ zwei Wochen zuvor. Es ist ja nicht so, als ob es am Kiosk bislang keinerlei Kochzeitschriften gegeben hätte. Aber die Verlage sind anscheinend der Ansicht, dass neben „essen&trinken“, „Lecker“, „Meine Familie und ich“ oder „Der Feinschmecker“ durchaus noch Platz für andere ist. Finde ich als freie Journalistin natürlich super – ganz grundsätzlich. Inhaltlich sehe ich das ganze ambivalenter. Für euch habe ich habe mir die drei neuen Foodmagazine genauer angesehen und aus beruflicher sowie privater Sicht kritisch unter die Lupe genommen. Natürlich bin ich wie immer auch gespannt, was ihr von den Magazinen haltet.
Einige Fakten zu den drei neuen Foodmagazinen
„Chefkoch. Für Sie getestet und empfohlen: Die besten Rezepte von Chefkoch.de“; Verlag: Gruner+Jahr
1. Erscheinungstermin 10. Oktober, Startpreis 1,50 Euro (wird wohl noch teurer), Druckauflage über 300.000, 10 Ausgaben jährlich, 82 Seiten
Ankündigung: „Das Chefkoch-Magazin wählt nicht nur die beliebtesten Rezepte von Chefkoch.de aus, sondern lässt diese zudem von Profis nachkochen und fahndet zu jedem Gericht nach den klügsten User-Ratschlägen.“
„foodies … aus wahrer Liebe zum Kochen“; Verlag: Sonic Media
1. Erscheinungstermin 27. September, Preis 4,90 Euro, Druckauflage 75.000, 6 Ausgaben jährlich, 114 Seiten
Ankündigung: „foodies schreibt für Genießer, die kulinarische Inspiration suchen und die hungrig sind auf alles, was mit gutem Essen und genussvollem Trinken zu tun hat.“
„Das Kochrezept. 1000fach beliebt. Das Magazin von daskochrezept.de“; Verlag: Burda
1. Erscheinungstermin 9. Oktober, Startpreis 1,30 Euro (wird wohl noch teurer), Druckauflage 250.000, 12 Ausgaben jährlich, 66 Seiten
Ankündigung: „Das Foodmagazin verlängert das umfangreiche Angebot der gleichnamigen Webseite und vertieft spezielle Lieblingsthemen der User im Heft.“
Inhalte und Rezepte in „Chefkoch“, „Das Kochrezept“ und „foodies“
Fangen wir mal mit dem ersten Eindruck an. Das Layout ist glücklicherweise bei jedem anders Magazin geraten, sonst würde ich womöglich noch durcheinander kommen ;-). Rein optisch spricht mich „foodies“ am meisten an – die Seiten sind interessant und doch ruhig gebaut. „Das Kochrezept“ hat ein ansprechendes Titelbild, ist meines Erachtens sonst aber zu luftig geraten, manche Überschriften etc wirken irgendwie zu groß. „Chefkoch“ mutet etwas „billig“ an, was wohl am glänzenden Papier und den krasseren Farben liegt (pink!). Das mit Abstand dickste Magazin ist „foodies“, gefolgt von „Chefkoch“ und „Das Kochrezept“, was sich auch im Preis spiegelt (zumal außer in „Chefkoch“ kaum Werbung zu finden ist).
Das inhaltliche Konzept der Kochzeitschriften unterscheidet sich stark voneinander. „Chefkoch“ zeigt Rezepte von Usern, die besonders gut bewertet, von Profiköchen nachgekocht und schön fotografiert wurden. Der jeweilige Username sowie die Bewertung der Chefkoch-Community wird überall erwähnt, was mir gut gefällt. Die Kriterien sind genau erklärt. Überall gibt es Tipps der Redaktion. Dazu einige allgemeine Seiten zum beispiel zu Halloween, Fetten und Ölen sowie Kochtrends.
Bei „foodies“ erstellt eine Redaktion den Inhalt; Leser sollen aber wohl auch mitbeteiligt werden. Neben Rezepten kann man im Magazin Reportagen lesen, eine Geschichte über kreolische Küche, über „Local Dinner“ und mehr. „Foodies“ ist also sowhl ein Blätter-, Lese- und Kochmagazin.
„Das Kochrezept“ soll die gleichnamige Community ergänzen, wobei mir nicht ganz klar ist, welche bzw. ob die Rezepte überhaupt von Usern stammen (jedenfalls werden keine Namen genannt) oder von professionellen Köchen. Der Bezug zur Webseite ist für mich nicht gegeben. Das muss nicht zwangsläufig schlecht sein, meine Erwartung war nur eine andere.
Interessanterweise haben alle Foodmagazine mit italienischen Rezepten aufgemacht: Von Lachstarte mit Pesto über Traubenbrot und Kaninchenkeule bis hin zu Spaghetti Carbonara. Italienische Küche geht anscheinend immer ;-).
Mein Fazit zu den Kochzeitschriften
Aus Sicht der Journalistin: Das Zusammenspiel von Online und Print ist bei „Chefkoch“ meines Erachtens wirklich gut gelungen. Ich denke, dass sich die Community dort wiederfindet und daher vielleicht auch bereit ist, Geld für Rezepte zu bezahlen, die es (in der Laienvariante) kostenlos im Netz gibt. Manche Überschriften finde ich allerdings „aua-aua“ – ich sage nur „Ja, ich will! Rouladen fürs Leben“ oder „Rolle vorwärts mit Genuss“. „Foodies“ ist das mit Abstand journalistischste Magazin und damit sicher auch das Aufwändigste; es ist eben kein Kochbuch in klein, sondern eine richtige Zeitschrift. „Das Kochrezept“ wirkt hochwertig, bietet mir allerdings zu wenig Neues oder Dinge, die es woanders nicht genauso gibt.
Aus Sicht der Hobbybäckerin und Foodbloggerin: „Chefkoch“ bietet leider nur ein Kapitel mit Backrezepten und eines mit Desserts: Kuchenglück umfasst Standard-Klassiker wie Käsekuchen und Mohnmuffins, wirklich spannend finde ich nur den Kürbis-Pie. In „foodies“ findet man über das ganze Heft verteilt neue süße und pikante Backideen, unter anderem ein interessantes Traubenbrot mit Taleggio-Käse, einen Maronenkuchen mit Äpfeln und eine Tarte Tatin mit Lorbeer. „Das Kochrezept“ stellt vergleichsweise viele Backrezepte vor; der Birnen-Baiser-Kuchen kommt auf meinen Nachbackliste.
Resümee: Die Zeitschriften sind ganz neu und werden sich sicher noch weiterentwickeln, weswegen es eigentlich zu früh ist, ein richtiges Fazit zu ziehen. Meine persönliche Rangliste (mit geringem Abstand jeweils) lautet: 1. foodies, 2. Chefkoch, 3. Das Kochrezept. Und eure….?
Danke an die drei Verlage, die mir die erste Ausgabe ihres Magazins für die Rezension zur Verfügung gestellt haben. Meine Meinung bleibt davon natürlich unberührt.