Backen macht glücklich, klar. Schokolade und Bananen sollen auch glücklich machen. Heißt es jedenfalls. Weil sie das Glückshormon Serotonin pushen. Aber stimmt das wirklich? Kann man sich glücklich essen? Ich habe einige Bücher gelesen und mich mit Experten unterhalten. Ganz so einfach wie gedacht ist der Zusammenhang zwischen Essen und Laune – natürlich – nicht. Voilá, ein kleiner Ausflug in die Welt des Mood Food (der Text ist die Zusammenfassung eines großen Magazinbeitrags von mir, der im Herbst veröffentlicht wurde):
Wer Liebeskummer hat, greift zu Pralinen, bei Einsamkeit trösten wir uns mit Pudding, bei Stress hilft eine Portion Nudeln. Essen macht glücklich (Backen natürlich mindestens genauso!), Nichtessen gereizt. Dafür braucht man keine wissenschaftliche Begründung. Wer schon mal eine Diät gemacht hat, kennt das. Ob und wie man seine Stimmung mit bestimmten Lebensmitteln steigern kann, ist schwer zu sagen – auch Experten sind sich uneins. Oft heißt es, man könne sich mit Serotonin glücklich essen. Depressiven Menschen mangelt es an diesem Botenstoff, der unter anderem in Bananen und Kakao steckt. Wer diese Lebensmittel zu sich nimmt, soll bessere Laune bekommen. Aber stimmt das?
Serotonin kann man essen – es kommt nur nicht dorthin, wo es wirken könnte
Zwar nimmt man Serotonin durch bestimmtes Essen durchaus auf. Es gelangt im Körper aber nicht dorthin, wo es wirken könnte. Serotonin kann die sogenannte Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden, einen Filter, der nur bestimmte Substanzen durchlässt, darunter den Eiweißbaustein Tryptophan, eine Vorstufe von Serotonin. „Man sollte also Lebensmittel mit viel Tryptophan und wenig anderen Eiweißen mit Kohlenhydraten kombinieren“, rät die Biologin Andrea Flemmer, die den Ratgeber „Mood Food – Glücksnahrung“ geschrieben hat (erhältlich z.B. hier) Ihre Tipps: warme Milch mit Honig, Nudeln mit Parmesan, Datteln oder reife Bananen.
Thomas Ellrott, Leiter des Instituts für Ernährungspsychologie an der Universität Göttingen, glaubt hingegen, dass biochemische Substanzen alleine nicht die Stimmung steigern können. Er hat sein einstiges Mood Food, eine Schokolade mit gerösteten Mandeln, schon lange nicht mehr gegessen, weil ihm danach einmal ziemlich übel geworden ist. „Wahrscheinlich aus einem ganz anderen Grund“, vermutet er. Aber seit diesem Tag ist diese Süßigkeit für ihn kein Genuss mehr. „Wenn Ernährungsphysiologie alles wäre, müsste die Schokolade ja auch heute noch eine positive Stimmung bei mir erzwingen.“
Mehr als bestimmte Substanzen bewirken die Erinnerungen, die wir mit Essen verbinden
Ellrott sagt, dass Lebensmittel nur die Laune verändern können, wenn man mit ihnen Positives verbindet und die Umgebung stimmt. „Andersherum können Sie mit einem teuren Wein wenig anfangen, wenn Sie den alleine hastig aus einem Pappbecher trinken würden.“ Nach der schlechten Erfahrung mit seinem früheren Mood Food ist der Ernährungspsychologe auf eine Schweizer Vollmilchschokolade umgestiegen, die ihn an seine Kindheit erinnert.
Autorin Andrea Flemmer hat immer Datteln zu Hause. „Wenn ich die an einem schlechten Tag esse, geht es mir hinterher besser“, sagt sie. Überbewerten solle man den Effekt aber nicht: „Bei echten Depressionen braucht man mit Lebensmitteln nicht rumzudoktern, das ist zu gefährlich. Da sollte man auf jeden Fall zum Arzt gehen.“
Und jetzt noch einige Infos über einige „typische“ Mood Food Lebensmittel:
Mood Food Bananen – eine süße Kombination
Bananen stecken voller Serotonin und sind daher perfektes Mood Food, heißt es oft. Aber warum machen andere serotoninhaltige Lebens- mittel wie Tomaten und Ananas dann nicht ebenfalls glücklich? Wer Bananen isst, nimmt zusätzlich viel Tryptophan auf – eine Vorstufe von Serotonin – und wenig anderes Eiweiß zu sich: Voraussetzungen für die Entstehung des Glückshormons. In großer Menge verzehrt, sollen die süßen Früchte die Stimmung tatsächlich heben können, ähnlich wie getrocknete Datteln und Feigen.
Mood Food Chili – mehr als ein Scharfmacher
Es brennt im Mund, die Augen tränen, die Nase läuft, der Kopf glüht, man schnappt nach Luft: Scharfe Gerichte können den Körper in Sekundenschnelle in einen Ausnahmezustand katapultieren. Schuld daran ist der Pflanzenstoff Capsaicin, der unter anderem in Chilischoten und Peperoni steckt. Doch der feurige Geschmack im Mund verdirbt uns nicht die Laune, im Gegenteil: Das menschliche Gehirn schüttet Endorphine aus, wenn es die Schärfe wahr- nimmt. Die sorgen nicht nur dafür, dass das Brennen vergeht, sondern erzeugen auch positive Gefühle –„Pepper-High-Effekt“ nennen Fachleute diesen Zusammenhang.
Mood Food Schokolade – bittersüßer Seelenschmeichler
Wer einsam oder gestresst ist, greift gerne mal zu Schokolade. Tatsächlich sorgen Fett, Zucker und Kakao dafür, dass das Gehirn aus dem in der Schokolade steckenden Eiweißbaustein Tryptophan Serotonin bilden kann. Physiologisch nachweisbar ist die Wirkung jedoch nur bei Bitterschokolade, weil die anders als andere Sorten mehr als minimale Spuren Tryptophan enthält. Dass andererseits auch weiße Schokolade und Milchschokolade aufheitern können, hat wohl eher psychologische Gründe: Alleine das Aroma, schöne Erinnerungen und das Schmelzen im Mund machen manchmal schon glücklich.
Mood Food Nudeln – Energie und Glück in einem
Sie sind das Lieblingsessen von Kindern, Energiespender für Sportler und Nationalgericht der Italiener: Dass Nudeln auch glücklich machen können, liegt an den komplexen Kohlenhy- draten. Wer Spaghetti & Co. isst, schüttet Insulin aus, wodurch die Serotonin-Vorstufe Tryptophan leichter ins Gehirn gelangt. Zusammen mit Parmesan, in dem so viel Tryptophan wie in kaum einem anderen Lebensmittel steckt, bilden Nudeln ein echtes Glücksessen. Die Kalorien sollte man aber im Auge behalten: Übergewicht ist kein Stimmungsaufheller.
Mood Food Fisch – soll sogar gegen Depressionen helfen
Warum die Menschen in manchen Ländern eher depressiv werden als in anderen, kann auch am Stellenwert von Fisch in der Ernährung liegen. Es gibt Untersuchungen, die dem Fischverzehr sogar bei schwer Depressiven eine positive Wirkung bescheinigen. Verantwortlich sollen die in fettreichen Fischen wie Lachs, Sardinen oder Hering enthaltenen Omega-3-Fettsäuren sein. Der genaue Zusammenhang ist noch ungeklärt. Weil Fisch aber ohnehin gesund für den Körper ist, schadet es sicher nicht, ihn öfter mal auf den Tisch zu bringen.
Bananen und Schokolade machen mich persönlich tatsächlich manchmal glücklich. Fisch definitiv nicht ;-). Und was macht euch glücklich?
Liebe Grüße, eure Kathrin
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Wow, ein spannender Artikel. Ich hab mich schon manchmal gefragt, warum Schoki manchmal gegen schlechte Laune hilft, manchmal aber nicht. Wirklich spannend, auch mal wissenschaftliche Meinungen zu dem Thema zu lesen (und vor allem so in einem Artikel verpackt, dass es Spaß macht, weiterzulesen ;D). Danke!
♥sabrina
Liebe Sabrina, dankeschön, das freut mich :-). Ja, man lernt immer dazu – das ist auch das tolle an meinem Beruf als Journalistin. Viele Grüße!
Liebe Kathrin,
ein toller Beitrag von dir !! Tja, mich machen Schokolade und co auch glücklich oder nicht ?? Ich bilde es mir zumindest ein und ich weiss auch zu gut, dass da wirklich die Erziehung ( als Belohnung oder Trost ) dahinter steckt. Nun gut, diesen “ Teufelskreis “ aber zu durchbrechen ist nicht so einfach, d.h. im Kopf ist es eigentlich schon einfach, aber wie man so schön sagt: der Geist ist willig, nur das Fleisch ist schwach !!
Ich arbeite weiter daran ;o)
<3liche Grüße von Renate