
Die Romane von Marian Keyes gehören zu der Art von Büchern, die ich normalerweise nicht in meinem Schrank stehen habe. Dementsprechend hatte ich bis 2012 von dieser Irin auch noch nie etwas gehört, obwohl ihre Bücher wie „Wassermelone“ weltweit bereits in 23 Sprachen übersetzt und mehr als 15 Millionen Mal verkauft wurden. Dann bekam ich das Heyne-Backbuch dieser Bestsellerautorin in die Hände – und ja, was soll ich sagen, ich liebe es! Daher sehe ich inzwischen auch gnädig drüber hinweg ;-), dass der Name Marian Keyes normalerweise für sogenannte „chick lit“ steht, also Romane für Frauen um die 30, in denen es vor allem um Shoppen, Liebe, Spaß und Alltagskrisen geht. [Wikipedia übersetzt chick lit übrigens mit „Tussi-Literatur“…] Aber Bücher sind ja glücklicherweise Geschmackssache, und vielleicht habe ich nur noch nichts Passendes in diesem Genre gefunden.
Kuchen, Torten und Cupcakes gegen Depressionen und Ängste
„Glück ist backbar“ habe ich hingegen schon sehr oft verschlungen! Schöner Titel übrigens, könnte glatt von mir sein :-). Bevor ich mit der Vorstellung des Backbuchs beginne, habe ich ein kleines Rätsel für euch: Wie alt ist die Dame, also Marian Keyes, auf dem Titelfoto ganz oben? Raaaaaaaaaaattteeeeeeeeen! Sie ist 50. Zumindest wird sie im September 50. Ich hätte auf irgendwas mit 30 geschätzt, allerdings sieht Frau Keyes in Wirklichkeit auch etwas anders aus. Das etwas zu kitschige Titelbild täuscht erst einmal darüber hinweg, dass dieses Backbuch einen ernsten Hintergrund hat. Marian Keyes hatte Jahrzehnte lang nichts mit Backen am Hut – bis sie einen Nervenzusammenbruch erlitt und seitdem unter einer Art Depression und Angststörung leidet (trockene Alkoholikerin ist sie übrigens ebenfalls). Viele Versuche, wieder gesünder zu werden, scheiterten. Eines Tages machte Marian Keyes, so schreibt sie zumindest, einer Freundin einen Geburtstagskuchen – und konnte nicht mehr aufhören, zu backen. Das Konzentrieren auf die Zubereitung eines Kuchens, das Herstellen eines schönen „Produkts“, das alles konnte die Autorin zwar nicht heilen (wäre auch seltsam gewesen), aber ihr helfen, durchzuhalten, sich nicht umzubringen. Ich will jetzt nicht in die Tiefe gehen, aber ja, nicht nur der Buchtitel könnte von mir stammen, auch der Inhalt.
„Glück ist backbar“ besteht aus 9 Rezeptkapiteln sowie vielen Hinweisen und Tipps, wie auch Anfänger erfolgreich backen können. Marian Keyes hat sich in ihrem Buch auf die Rezeptbereiche Klassiker, Cupcakes, Käsekuchen, Flüssige Kuchen (mit flüssigen Zutaten wie Espresso oder Cola), Tartes und Co, Baiser und Macarons, Plätzchen und Cookies, Vitaminspritzen sowie Schokolade beschränkt – eigentlich ist also alles dabei, was frau so braucht… Zu jedem Rezept gibt es ein schönes Foto, was mir immer sehr wichtig ist.Was etwas abschrecken kann, ist die Länge der Anleitungen. Manche Rezepte ziehen sich über mehrere Seiten hin, wobei natürlich auch persönliche Anekdoten und Tipps von Marian Keyes in die Texte eingeflossen sind.
Die Auswahl an Rezepten hat mich sofort angesprochen, als ich das Backbuch im vergangenen Jahr bekommen habe: Eine gute Mischung aus Gebäck, das ich schon kenne, und solchem, das mir völlig neu ist, sowie aus leichten und komplexeren Leckereien. Da Marian Keyes aus Irland stammt, ist ein Teil natürlich regional geprägt, etwa Früchtekuchen, Victoria Sandwich oder Barmbrack, ein Kuchen mit viel schwarzem Tee. Deutscher Stollen ist übrigens auch dabei ;-), ihr seht ihn auf dem Foto unten.
Um euch noch ein bisschen den Mund wässrig zu machen, hier ein paar Rezepte, die ich teils schon ausprobiert habe bzw. besonders spannend finde: „Johns Sticky Toffee Pudding“, „Cupcakes mit Wasabi, weißer Schokolade und salzigem Karamell-Topping“, „Süßkartoffel-Pie“ und „Rocky Road Cake“ – mit Schokoschockgarantie.
Dass ich „Glück ist backbar“ definitiv empfehlen kann, muss ich am Ende dieser Rezension wohl nicht mehr extra betonen. Allerdings gibt es auch ein paar Kritikpunkte, die ich zumindest kurz erwähnen will. Klar, das Backbuch ist übersetzt worden, dennoch würde ich mir wünschen, dass manche Zutaten dann auf deutsche Verhältnisse angepasst werden oder zumindest erklärt wird, was man stattdessen verwenden kann. Bei einigen Zutaten weiß ich überhaupt nicht, um was genau es sich handeln könnte – z.B. Medjool-Datteln, Goldsirup oder Stout. Manche Rezepte erfordern drei Zuckersorten, die man normalerweise mal nicht eben zuhause auf Lager hat; mal braucht man Demerara-Zucker, mal hellen und dunklen Mascobado-Zucker, mal Rohrohrzucker, mal Puderzucker oder feinsten Zucker. Falls ihr das Buch bereits besitzt, würde mich natürlich auch eure Meinung dazu interessieren. Ansonsten sage ich jetzt nur noch: Kaufen!
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- Marian Keyes(Autor)
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